Die Sache mit dem Stress

Viele von uns Überlebenden sind extrem schnell überreizt, erschöpft und total groggy. Von unten dargestellter Stressverarbeitungsstörung habe ich das erste Mal 2010 in einer psychosomatischen Klinik gehört.

Normalerweise bewegen wir uns innerhalb des blauen Streifens. Die roten Ausschläge bedeuten, dass wir Stress ganz anders verarbeiten, als „gesunde“ Menschen. Wir brauchen nicht nur viel länger, bis wir uns wieder beruhigt haben, wir geraten auch viel schneller in einen sehr hohen Stresslevel. Ich nenne ein konkretes Beispiel: Es war Sommer, ich saß im Auto mit heruntergekurbelter Seitenscheibe und stand an einer roten Ampel. Mir gegenüber auf der anderen Seite (nur ca. 3 m entfernt) stand ein Rettungswagen- ohne Alarm oder Blaulicht. Bevor die Ampel umsprang ertönte seine Sirene in voller Lautstärke und er fuhr mit Vollgas an und davon. Ich war regelrecht geschockt, sofort liefen mir die Tränen, ich bin sofort auf die rechte Straßenseite auf einen Parkplatz gefahren. Minutenlang konnte ich mich nicht beruhigen. So etwas sitzt dann Tage in meinem Kopf und fühlt sich an, wie ein Holzspan in rohem Fleisch.

Anm.: Ich sah diese Darstellung in einer Angstgruppe, in die ich eingeteilt wurde. ANGST???? ICH??? Ha. Da wusste ich noch nicht, was diese permanente Angst in der Kindheit und Jugendzeit angerichtet hatte. Nämlich genau das Gegenteil davon: Überhaupt keine Angst mehr zu empfinden- vor gar nichts. Dementsprechend bin ich auch mit mir umgegangen. Höher, schneller, weiter, wilder! Dass ich mich damit systematisch jahrelang noch weiter zugrunde gerichtet habe, war mir nicht bewusst. Heute weiß ich, dass ich zusätzlich noch hochsensibel bin. Das macht das Ganze dann sehr schnell unerträglich und deswegen bin ich gerne zu Hause. In Ruhe. Alleine. Meistens ohne Radio, CD oder Fernseher.

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